Ökumenisch in Langwasser

Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe – Ökumenische Kooperation vor Ort

Ökumenische Stadt am Jakobsplatz Nürnberg Foto: ACK, Jens Haverland

Unter diesem Titel nahm der 38. Evangelische Kirchentag auch ökumenische Kooperationsmodelle in den Blick. Bei einer Podiumsdiskussion am Donnerstagnachmittag in der Jakobskirche wurde deutlich, dass es für die meisten Menschen im gelebten Alltag keine wesentliche Rolle mehr spielt, ob sie ihr Anliegen einer Mitarbeiterin der katholischen Kirche oder einem Vertreter der evangelischen Kirche entgegen bringen können.

Neben der evangelischen Militärpfarrerin Claudia Brunnmeier-Müller, Gangkofen, nahmen an der zweistündigen Diskussion aus dem Bistum Speyer Felix Goldinger, Missionarische Pastoral, Dorothea Lorenz, evangelisch-methodistische Superintendentin aus Stuttgart, sowie die Baptistenpastorin und Autorin Mira Ungewitter aus Wien teil. Ich, (Ilona-Maria Kühn) durfte auf dem Podium das Projekt Ökumenisch in Langwasser vertreten. Die Moderation hatte die Oberkirchenrätin Dr. Elisabeth Krause-Vilmar der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Hannover. Die musikalische Umrahmung gestaltete die ökumenische Band „Himmelleicht“ aus Cadolzburg, die auch schon beim Konfirmationsgottesdienst in Langwasser gespielt hat.

Ob Kirchen in Deutschland angesichts knapper werdender finanzieller und personeller Ressourcen stärker miteinander handeln sollten, stand an diesem Nachmittag überhaupt nicht mehr zur Debatte. Vielmehr ging es für die ca. 150 Zuhörerinnen und Zuhörer um Erfahrungen aus gelungenen oder angestrebten praktischen Kooperationen. Über zwei Anwältinnen aus dem Publikum konnten sie ihre eigenen Fragen an die Diskutierenden einbringen.

Ein ökumenisches Miteinander lebt meiner Meinung nach von einer guten Partnerschaft auf Augenhöhe, und diese funktioniert auch im kirchlichen Miteinander wie in allen Lebensbereichen mal mehr, mal weniger gut. Auf den einzelnen kommt es an: Handelt es sich eher um eine Zweckgemeinschaft oder haben wir ein inneres Bedürfnis, etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen? Komme ich mit den Gedanken meines Gegenüber zurecht. Wie gehe ich mit dem um, was mir nicht an seinen Ideen gefällt? Kann ich das, was ihn anders macht, aushalten? Will ich das auch?

Das und vieles mehr sind Fragen, die man nicht nur an das partnerschaftliche System, hier die andere Konfession stellen muss, sondern vor allem an die Menschen, die für mich vor Ort, in meiner Lage dieses System vertreten. Mit diesen Menschen und Gesichtern steht und fällt alles.

Wie in jeder Partnerschaft gilt auch in der Ökumene: ohne Vertrauen geht es nicht. Und Vertrauen schafft, wer sich selbst transparent verhält und gleichzeitig für die Argumente und Bedenken seines Gegenübers Verständnis entwickelt, sie ernst nimmt. Miteinander reden hat sich schon immer gelohnt.

In der Diskussion ging es auch um die Frage, wie das Evangelium gemeinsam in die heutige, plurale und zunehmend säkulare Gesellschaft getragen werden kann. Spontanen Beifall aus dem Publikum gab es für den Appell im kirchlichen Handeln authentisch zu bleiben und die Nächstenliebe als zentrale Botschaft des Evangeliums bei der alltäglichen Arbeit glaubhaft vorzuleben. Es wurde aber auch deutlich: Kirche muss aus sich hinaus gehen, denn die Zeiten, wo Menschen die Kirche von selbst aufgesucht haben, gehen vorbei. Heute sollte Kirche dorthin gehen, wo die Menschen sich aufhalten, auch – wie in Langwasser geplant – in unmittelbarer Nähe eines Einkaufszentrums.

Für Mira Ungewitter ist es mit dem ökumenischen Miteinander wie bei dem Gleichnis vom Sauerteig: „Das Himmelreich gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Scheffel Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war.“ (Mt. 13,33) Ein Vergleich, dem ich als Projektleiterin nur zustimmen kann und der uns allen für die ökumenischen Ideen vor Ort Mut macht.

Ilona-Maria Kühn