Ökumenisch in Langwasser

Simultankirche in der Praxis

An einem lauen Sommerabend berichtete Gastreferent Konrad Schornbaum über seine langjährige Arbeit als evangelischer Pfarrer in einem Simultaneum und brachte den ein oder anderen Tipp zur Installation von Simultankirchen mit.

“Ein bisschen ist es ja wie bei den Eichenhofserenaden”, so die erste Resonanz auf den Empfang im sommerlich geschmückten Innenhof des Paul-Gerhardt-Gemeindezentrums am Abend des 2. Juni 2022. Das Thema des Abends war jedoch keine leichte Kost. Insgesamt 16 Katholiken und Lutheraner, Haupt- und Ehrenamtliche, Kirchenpfleger, Kirchenvorstände, Vertrauensleute, Pfarrgemeinderatsmitglieder oder einfach “nur” kirchlich Interessierte lauschten im Rahmen der Gesprächsreihe FOKUS Ökumene den Ausführungen Konrad Schornbaums über seine Erfahrungen, die er in 23 Jahren als evangelischer Pfarrer an der Simultankirche in Eschenfelden in der Oberpfalz gemacht hat.

Praktische Ökumene vor Ort – eine Frage der guten Absprachen

Zu einer guten Zusammenarbeit gehören laut Konrad Schornbaum gründliche Absprachen über das Miteinander um Missverständnisse zu vermeiden. Das fängt bei grundlegenden Fragen zu Struktur und Organisation des praktischen Alltags an und hört bei der Empfehlung zur gemeinsamen Jahresplanungen noch lange nicht auf.

Zu klären sind die Anschaffungen für die Kirche, die Verteilung der jeweiligen Gottesdienste und ihrer Anfangszeiten, die Verwendung evtl. erzielter Einnahmen, das Vorgehen bei baulichen Maßnahmen und vieles mehr. Soll der Unterhalt paritätisch oder proportional zur Anzahl der Gemeindeglieder finanziert werden? Gibt es einen gemeinsamen ökumenischen Verwaltungsrat, vielleicht sogar mit Entscheidungsbefugnis? Wie setzt er sich zusammen? Werden seine Mitglieder vom Kirchenvorstand bzw. von der Kirchenverwaltung und dem Pfarrgemeinderat delegiert? Je klarer die Befugnisse und Abläufe im Vorfeld der Einrichtung eines Simultaneums geregelt sind, desto weniger Probleme sind später in der Alltagspraxis zu erwarten. Wie gut, dass es von bestehenden Simultaneen bereits Vertragsvorlagen gibt, an denen man sich im Ernstfall orientieren könnte.

Eine wesentliche Rolle für den Erfolg eines Simultaneums spielen sicherlich die beiden Pfarrer, die schließlich miteinander in diesem Simultaneum arbeiten. Wie stehen sie zur Ökumene? Ist ihre Zusammenarbeit von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung geprägt? Gemeindeglieder spüren, wenn es zwischen ihren beiden Pfarrern funktioniert und ziehen bei einem glaubwürdigen Miteinander auch gerne mit.

Schließlich bezeichnet Konrad Schornbaum das Simultaneum als ein attraktives Format für die Zukunft der Kirchen. Wirtschaftliche und personelle Engpässe verlangen von beiden Konfessionen Einsparmaßnahmen. Diese ließen sich in seinen Augen durch eine engere Zusammenarbeit und gemeinsame Nutzung vieler Gebäude gut erzielen.

Jetzt ist die Zeit!

Im Anschluss an das Impulsreferat kamen die Zuhörerinnen und Zuhörer an ihren Tischen ins Gespräch. “Was hat mich persönlich bewegt oder umgetrieben? Wo habe ich Bedenken?” bzw. “Was nehme ich heute für unsere Kirchen in Langwasser mit?” so lauteten die Fragen, deren Ergebnisse später im Plenum zusammengetragen wurden.

Bedenken vor dem Zusammenwachsen gab es an diesem Abend keine. Ganz im Gegenteil: “Wir sind offen und bereit, denn wir leben Ökumene und nehmen jede Gelegenheit wahr, mit unseren Schwestern und Brüdern der anderen Konfession zusammenzufeiern”, so die einhellige Resonanz. Allerdings brachten die Diskutierenden auch klar zum Ausdruck, dass “alleine machen” in der Regel einfacher geht als Entscheidungen zu treffen, bei denen mehrere Vertragspartner mitzureden haben – erst recht, wenn es um Finanzierungen oder andere Geld- und Wirtschaftsangelegenheiten geht. Das überkonfessionelle Zusammenarbeiten im administrativen Bereich wird demnach nicht einfach werden. Das muss bei einer Entscheidung zum Simultaneum allen Beteiligten von Anfang an bewusst sein.

Den aktuellen Kostendruck bei beiden Konfessionen sehen die Diskutierenden als Chance für eine engere Zusammenarbeit. Sie vermissen dazu jedoch ein eindeutiges Zeichen der Bischöfe, dass diese das wirtschaftliche Zusammengehen mit der anderen Konfession unterstützen. Dennoch weisen sie darauf hin, dass der gemeinsame Zwang zu Einsparungen bei beiden Kirchen derzeit eine große Offenheit für Neues hervorruft wie es sie bisher noch nicht gab.

Ob es auch einmal in Langwasser Simultankirchen geben wird? Auch das scheint an diesem Abend eine Option. Schon reden ganz Begeisterte bereits über Standortprinzipien, während andere sich doch etwas zurückhaltender zeigen: “Der Schuh ist mir jetzt noch zu groß” und “Man muss sehen, wie es sich anbietet!”.

Einig sind sich jedoch alle: “Die kirchlichen Gremien in Langwasser werden sich bewegen – die Frage ist nur, in welche Richtung.”

Ilona-Maria Kühn, erg. Konrad Schornbaum